Ein Blick zurück

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten die Menschen das Bedürfnis, neben ihren alltäglichen Arbeiten und Sorgen auch in Vereinen und Gruppierungen tätig zu werden, teils zum Schutz von Mensch und Sache, teils aber auch um einen Ausgleich zu erhalten. Im Ablauf eines Jahreskreises spielte dabei besonders die (Blas-)Musik eine große Rolle, da sie für die Gestaltung aller anfallenden Feierlichkeiten eines Ortes eine Bereicherung darstellte.

Auch in Nußdorf bestand dieser Wunsch nach einer eigenen Musikkapelle und so machte sich der junge Lehrer und spätere Schulleiter Michael Rieser (seit 1877 in Nußdorf) daran, sieben junge und musikbegeisterte Bauernburschen für die zu gründende Kapelle auszubilden.

Der erste Auftritt fand am 23. April 1882 statt, worüber die Salzburger Chronik in ihrer Ausgabe 94/1882 folgendes berichtete:

Nußdorf, 23. April (Musikkapelle)
Den Bemühungen unseres strebsamen Lehrers Rieser ist es gelungen, aus einheimischen Elementen eine nagelneue Ortskapelle ins Leben zu rufen. Heute Nachmittag produzierte sich dieselbe zu Ehren St. Georgs, unseres Kirchenpatrons, zum erstenmal beim alten Wirthe. So bescheiden auch der Anfang, er ist gemacht, und wenn der Eifer der jungen Kapelle, der man Lust und Liebe zu ihren schönen Instrumenten sichtlich anmerkt, indem Maße andauert wie bisher, so ist zu hoffen, dass sie immer Tüchtigeres leistet. Dieses erste öffentliche Auftreten war natürlich ein Ereignis in unserem abgelegenen Dorfe. Gute Musik wirkt aber auch hebend und veredelnd auf das Volk ein, darum noch einmal ein lautes „Bravo!“ dem unermüdlichen Lehrer und seinen klangeskundigen Schülern.

Mit Recht konnte die Gemeinde Nußdorf unter Gemeindevorstand Johann Hauthaler (Melhartbauer in Hainbach) auf diese Kapelle stolz sein. Diese wurde fortan „wackere Musibanda“ bezeichnet.

Am 30. September 1902 gab es für Kapellmeister Michael Rieser, der inzwischen auch Organist, Gründer und erster Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Nußdorf, Gemeindesekretär und Gemeindeausschussmitglied geworden war, anlässlich seiner 25-jährigen verdienstvollen Tätigkeit eine herzliche Ehrung. Dabei überreichte unter anderem die Feuerwehr ihrem Gründer und Hauptmann einen prachtvollen Goldring, von der Musikkapelle erhielt Rieser von seinen sieben Musikschülern  eine Ehrentafel mit deren Fotografien, versehen mit dem Text „Dem verdienstvollen Herrn Lehrer – von seinen dankbaren Musikschülern – Nußdorf 1902“.

Der inzwischen zum Ehrenbürger von Nußdorf ernannte Michael Rieser übersiedelte im Jahr 1903 als Volksschuldirektor nach Gnigl, wo er bis 1913 unterrichtete. Er starb im November 1941 im Alter von 89 Jahren.

Die Kapelle übernahm sein Schüler Andreas Scharber, der auch bei der Feuerwehr als Hornist tätig war (Sirenen gab es damals noch nicht).

 

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